08.10.2014 Lippenherpes

Lästige Bläschen

Mit Herpesbläschen haben viele Menschen zu kämpfen. Was hilft, wann die Betroffenen besser zum Arzt gehen sollten
Mit Herpesbläschen haben viele Menschen zu kämpfen. Was hilft, wann die Betroffenen besser zum Arzt gehen sollten Bildnachweis: Thinkstock/iStock

Finger weg! Wer Lippenherpes hat, darf die sekretgefüllten Bläschen nicht berühren oder daran kratzen. Die in der Flüssigkeit enthaltenen Herpesviren können dadurch im Gesicht verteilt werden. Kontaktlinsenträger sollten bei einem Herpesausbruch lieber eine Brille tragen, damit keine Viren ins Auge geraten. Zudem können beim Aufkratzen Bakterien in die entzündeten Bereiche gelangen, was den Heilungsverlauf kompliziert. Selbstbehandlung oft problemlos Wer diese Hygieneempfehlung berücksichtigt, kann Herpes labialis – so heißt Lippenherpes im Fachjargon – meist problemlos selbst behandeln. Bewährt haben sich Cremes mit den antiviralen Wirkstoffen Aciclovir und Penciclovir, die in regelmäßigen Abständen möglichst schon beim ersten Kribbeln und Jucken aufgetragen werden. Am bes­ten benutzt man ein Wattestäbchen und tupft die Salbe dünn auf die betroffenen Stellen und die angrenzen­den Bereiche auf. Eine mattierende hautfarbene Herpescreme deckt entzündete Stellen dezent ab. Alternativ sind in der Apotheke pflanzliche Präparate mit ätherischen Ölen der Melisse erhältlich, die eine Ausbreitung der Viren verhindern sollen. Herpespflaster enthalten keine antiviralen Wirkstoffe, sondern Hydrokollo­­ide. Sie schaffen ein optimales feuchtes Wundheilungsmilieu, sodass die Lippenbläschen schneller abheilen. Die transparenten „Patches“ kommen auf die unbehandelte Lippe und nehmen Sekret auf. Was viele Frauen interessieren dürfte: Die Pflaster können mit Lippenstift oder Make-up überschminkt werden. Nach 10 bis 14 Tagen ist ein Lippenherpes in der Regel abgeheilt. Doch nimmt die als harmlos geltende Erkrankung manchmal Formen an, die einen Arztbesuch und eventuell eine Therapie mit antiviralen Arzneimitteln zum Einnehmen nötig machen. Das ist der Fall, wenn besonders große Bereiche befallen sind oder wenn Patien­ten sehr oft unter Lippenherpes leiden. Herpes labialis bricht häufiger und schwe­rer aus bei Menschen mit Immun­­defekten oder während einer immunsuppressiven Therapie – etwa bei Rheumatikern, die Methotrexat schlucken. Vorbeugend können Betroffene nach Rücksprache mit dem Arzt regelmäßig eine geringe Dosis Aciclovir einnehmen, um das Virus in Schach zu halten. Risikopatienten sind zudem Menschen mit Neurodermitis. Auf ihrer chronisch vorgeschädigten Haut breitet sich das Virus schlimmstenfalls großflächig aus und verursacht schwere ­Infektionen. Nach einer Laserbehandlung im Gesicht haben Herpesviren ebenfalls leichtes Spiel und lassen schwere Narben zurück. Auch in dieser Situation helfen antivirale Wirkstoffe zur innerlichen Anwendung. Stress und Sonne als Auslöser Die Entzündung wird meist durch Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 verur­­sacht. Etwa 90 Prozent der Erwachsenen sind damit infiziert. Das Virus schlummert nach der Erstinfektion lebenslang im Körper – vor allem in den Lymphknoten entlang der Wirbelsäule – und meldet sich bei etwa 40 Prozent der Menschen in bestimmten Situationen wieder zurück. Das passiert etwa, wenn Stress oder ein Schnupfen das Immunsystem schwächt oder bei starker UV-Strahlung. Wer häufig betroffen ist, kann vorbeugend einen Lippenpflegestift mit Lichtschutzfaktor oder Melissen­extrakt auftragen. Die meisten Menschen stecken sich im Kindesalter mit dem Virus an. Einer Infektion zu entgehen ist fast unmöglich. Die Viren haften nicht nur auf benutzten Gläsern und Besteck, sondern werden auch beim Kuscheln und Küssen in der Familie übertragen. Vorsichtsmaßnahmen von Infizierten gegenüber erwachsenen Angehörigen sind deshalb überflüssig. Das Risiko, dass innerhalb der Familie eine Neuinfektion bei Erwachsenen stattfindet, ist relativ gering.