16.07.2014 Keuchhusten

Nächtliches Bellen

Die Krankheit wird oft zu spät erkannt, ist ansteckend und schwer zu behandeln. Eine Impfung schützt
Die Krankheit wird oft zu spät erkannt, ist ansteckend und schwer zu behandeln. Eine Impfung schützt Bildnachweis: W&B/Image Source

Gerade in der Erkältungszeit quälen sich viele Menschen mit einem lästigen Husten. Oft hält er sie nachts vom Schlafen ab. Weitere Symptome eines solchen grippalen Infekts können eine laufende Nase, tränende Augen und Fieber sein. Möglicherweise hat sich der Patient jedoch einen Keuchhusten eingefangen – dieser fühlt sich in den ersten Krankheitswochen ähnlich an. Es ist ein gefährliches Missverständnis, die Infektion zu den klassischen Kinderkrankheiten zu zählen. Das Durchschnittsalter der gemeldeten Keuchhusten-Patienten lag im Jahr 2012 bei 41,5 Jahren, wie Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin zeigen. Nach einer Hochrechnung könnten jährlich mehr als 100.000 Erwachsene in Deutschland von der lästigen Krankheit betroffen sein. Die Daten beruhen auf einer Studie, die vor Jahren in Rostock und Krefeld erstellt wurde. Die tatsächlich erfassten Zahlen liegen jedoch deutlich darunter. Experten gehen davon aus, dass die durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöste Krankheit häufig unerkannt bleibt. Erwachsene Keuchhusten-Patienten stellen somit die häufigste Ansteckungsquelle für Kinder dar. Für Säuglinge kann die Infektion sogar lebensbedrohlich werden. Normalerweise verlaufen Kinderkrankheiten bei Erwachsenen schwerer als bei Kindern, beispielsweise die Masern. Bei Keuchhusten besteht aber oft einen Mix aus harmlosen bis schwerwiegenden Symptomen. Krampfartiges Husten Knapp zwei Wochen nach dem oben beschriebenen Anfangsstadium tritt ein quälender, krampfartiger und bellender Husten auf – vor allem nachts. Er kann sogar zu Erbrechen führen. Später klingen die Anfälle allmählich ab. Eine Ansteckungsgefahr besteht in der Regel in den ersten fünf Wochen. Im Durchschnitt treten die Hustenattacken über einen Zeitraum von bis zu acht Wochen auf. Auch wenn man die Krankheit durchgemacht hat, besteht keine lebenslange Immunität. Dass sich der Beginn des Keuchhustens wie ein banaler grippaler Infekt anfühlt ist tückisch: Wenn die Patienten erst nach drei, vier Wochen zum Arzt gehen, haben sie möglicherweise schon andere Menschen angesteckt. Auch die Diagnose und die Therapie werden dann schwierig. Antibiotika helfen nur kurz Zur Bekämpfung des Erregers verschreiben Ärzte Antibiotika. In der frühen Phase können diese die Beschwerden lindern und die Krankheitsdauer verkürzen. Nach einigen Wochen helfen sie dem Patienten jedoch nicht mehr. Mediziner raten trotzdem zu einer Einnahme, um die Infektionskette zu unterbrechen. Hustenstiller wie Codein, Kortisonsprays und Bronchien-Weitsteller, wie sie bei Asthma eingesetzt werden, helfen nur begrenzt. Der Dauerhusten kann vor allem bei Frauen mit Beckenbodenschwäche eine Harninkontinenz verstärken oder auslösen. Ein weiteres Problem: Teilweise müssen erwachsene Keuchhusten-Patienten in der Klinik behandelt werden. Sie sind oft immungeschwächt oder haben bereits Grunderkrankungen der Lunge. Den besten Schutz gegen Keuchhusten stellt eine Impfung dar. Einen Einzelimpfstoff gibt es allerdings nicht, verfügbar sind Kombinationspräparate mit Komponenten gegen Tetanus, Diphtherie und teils auch Polio. Weil die Wirkung der Impfung gegen Keuchhusten nach einigen Jahren nachlässt, muss diese aufgefrischt werden. Seit 2009 rät die Ständige Impfkommission am RKI Erwachsenen, sich bei der nächsten fälligen Tetanus-Auffrischung mit einem Kombinationspräparat gegen Keuchhusten impfen zu lassen.