25.06.2014 Epstein-Barr-Viren

Pfeiffer`sches Drüsenfieber

Patienten sollten sich vor allem Ruhe gönnen, um Komplikationen zu vermeiden
Patienten sollten sich vor allem Ruhe gönnen, um Komplikationen zu vermeiden Bildnachweis: Jupiter Images/FRENCH PHOTOGRAPHERS ONLY

Fast alle Menschen stecken sich im Lauf ihres Lebens mit Epstein-Barr-Viren an, den Erregern des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers. Oft geschieht das bereits in den ersten Lebensjahren. Kleinkinder infizieren sich etwa bei ihren Eltern, Geschwistern und Spielkameraden. Die Viren werden mit dem Speichel übertragen. Wen es bereits im frühen Kindesalter erwischt – der hat Glück gehabt. Die Krankheitserreger verursachen in den ersten Lebensjahren meist keine oder nur milde Symptome wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Bei Kleinkindern bleiben Infektionen mit Epstein-Barr-Viren fast immer unbemerkt. Nur einmal im Leben Je später im Leben die Infektion erfolgt, desto wahrscheinlicher ist ein heftiger Verlauf: Wer sich etwa im Jugendalter ansteckt, trägt bereits ein Risiko von rund 50 Prozent, am Pfeiffer’schen Drüsenfieber zu erkranken. Die Hauptsymptome sind Fieber, geschwollene Lymphknoten, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. Das Gute daran: Ist die Krankheit auskuriert, kommt sie kein zweites Mal. Nur Menschen mit Immunschwäche müssen befürchten, dass die Viren irgendwann wieder aktiv werden. Im Jahr 2012 gab es deutschlandweit 6414 Fälle Bis zum 30. Lebensjahr haben rund 95 Prozent aller Menschen in Mitteleuropa eine Infektion mit Epstein-Barr-Viren durchgemacht – die meisten, ohne davon zu wissen. Da das Drüsenfieber bei über 30-Jährigen relativ selten vorkommt, wird es bei erwachsenen Patienten nicht immer sofort erkannt. Oft diagnostizieren Ärzte zunächst eine bakterielle Mandelentzündung und verschreiben dagegen Antibiotika. Doch die verordneten Wirkstoffe sind nicht nur nutzlos bei Pfeiffer’schem Drüsenfieber. Der Körper vieler Erkrankter reagiert auf einige Medikamente auch mit starkem Hautausschlag. Diese allergische Reaktion ist so typisch, dass spätestens dann der Arzt die richtige Diagnose stellt. Den Nachweis für Epstein-Barr-Viren bringt allerdings ein Bluttest. Die Krankheitserreger befallen nämlich bestimmte Immunzellen, sogenannte B-Lymphozyten. Manchmal lassen die behandelnden Ärzte zusätzlich einen Test auf Antikörper durchführen. Diese maßgeschneiderten Eiweiße produzieren die B-Lymphozyten, um Krankheitserreger wie Epstein-Barr-Viren abzuwehren. Unterschiedliche Immunreaktionen sind der Grund dafür, dass sich viele Menschen mit Pfeiffer’schem Drüsenfieber wochenlang kraftlos und müde fühlen. In Einzelfällen dauert dieser Zustand monatelang. Die Infektion beschränkt sich nicht auf den Rachen und die Lymphknoten. Oft sind auch die Milz und die Leber betroffen, und das Immunsystem kann angegriffen sein.Die Beschwerden lindern Spezielle Medikamente gegen Epstein-Barr-Viren gibt es nicht. Patienten können allenfalls die Symptome mit schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Arzneimitteln lindern. Bei schweren Verläufen verordnen Ärzte je nach Bedarf zusätzlich antivirale Wirkstoffe oder Kortikoide. Die Patienten sollten sich vor allem viel Ruhe und Schlaf gönnen und Anstrengungen meiden. Wer sich nicht schont, verlangsamt eventuell den Heilungsprozess. Viele Ärzte raten den Patienten, sechs bis acht Wochen keinen Sport zu treiben. Bei vielen Infizierten schwillt die Milz oder die Leber an. Sport verstärkt diesen Effekt und erhöht damit das Risiko, einen Milz- oder Leberriss zu erleiden. Diese lebensbedrohlichen Komplikationen müssen sofort chirurgisch behandelt werden. Das Gleiche gilt, wenn Lymphknoten am Hals so stark anschwellen, dass der Patient kaum noch Luft bekommt. Dann müssen meistens die Mandeln entfernt werden. Doch Entwarnung: Nur selten verläuft ein Pfeiffer’sches Drüsenfieber so schwer, dass Patienten deswegen im Krankenhaus behandelt werden müssen.