25.12.2013 Impotenz

Schweigen im Schlafzimmer

Erektionsstörungen sind für viele Männer ein Tabuthema. Unter dem dadurch oft entstehenden Mangel an Nähe leiden auch ihre Partnerinnen
Erektionsstörungen sind für viele Männer ein Tabuthema. Unter dem dadurch oft entstehenden Mangel an Nähe leiden auch ihre Partnerinnen Bildnachweis: Stockbyte/RYF

Die Störung ist ein männliches Massenleiden: Erektile Dysfunktion, kurz ED, heißt sie unter Medizinern. Andere sagen: Impotenz. Man redet von erektiler Dysfunk­tion, wenn es binnen eines halben Jahres bei 70 Prozent der Beischlafversuche nicht klappt. Laut einer Kölner Studie, einer großen Befragung zur sexuellen Zufriedenheit von Männern, haben rund 20 Prozent der männlichen Deutschen über 30 dauerhafte Erektionsstörungen. Bei den über 60-Jährigen berichteten 34 Prozent von Potenzschwierigkeiten, ab knapp 70 war es sogar die Hälfte. Über alle Altersstufen hinweg sind vermutlich fünf bis sieben Millionen deutsche Männer betroffen. Für behandlungsbedürftig halten sich die meisten indes nicht: Bei der Kölner Studie kreuzten nur knapp sechs Prozent der Befragten an, dass sie eine Therapie bräuchten. Dabei waren die Symptome bei rund 20 Prozent vorhanden. Vorzeichen einer Herzkrankheit Viele Männer rücken selbst nicht raus mit der Sprache, sondern wollen von ihrem Urologen auf das Problem angesprochen werden. Dass Potenzprobleme ein solches Tabuthema sind, liegt auch am gesellschaftlichen Umgang damit. Männlichkeit und Potenz gehören für die meisten Männer untrennbar zusammen. Hapert es bei der Potenz, bin ich kein richtiger Mann mehr – diese Vorstellung ist tief im Männergehirn verankert. Dabei sollten Betroffene das Problem nicht einfach totschweigen. Ist der Blutfluss in den kleinen Gefäßen des Penis gestört, kann das ein Frühsymptom einer schweren Gefäßerkrankung sein. Die Statistik zeigt, dass Erektionsprobleme einem Schlaganfall oder Herzinfarkt oft zehn Jahre vorausgehen. Zwar gibt es Fälle, in denen Versagensängs­te oder Stress zugrundeliegen. Aber auch Diabetes, manche Medikamente oder eine Depression können eine Erektion verhindern. Hält die Störung an, sollte Mann sie auf jeden Fall abklären lassen. Frauen suchen Rat Oft machen die Partnerinnen den ers­ten Schritt. Die Frage, die alle bewegt, ist: Was kann ich tun, damit er mit mir darüber redet? Mehr als unter der fehlenden Sexualität leiden die Frauen unter dem Mangel an Nähe. Behandlung von Erektionsstörungen Liegen körperliche Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes zugrunde, müssen sie langfristig behandelt werden. Die Erektionsstörung selbst wird meist auf vier Arten therapiert: Tabletten: Sogenannte Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) sind die am häufigsten verordneten Medikamente bei Erektionsproblemen. Sie bewirken eine Erweiterung der Blutgefäße. Es gibt unterschiedliche Wirkstoffe, die sich vor allem in der Dauer ihrer Wirksamkeit unterscheiden. Weil PDE-5-Hemmer in Kombination mit einigen anderen Medikamenten und bei Patienten, die ein Herzleiden haben, riskant sein können, sind sie rezeptpflichtig. Die Kassen dürfen die Kosten nicht übernehmen. Im Juni lief aber der Patentschutz für das älteste dieser Präparate ab. Daher ist Sildenafil inzwischen sehr viel günstiger erhältlich als zuvor. Spritzen: Die Medikamente können auch per Injektion verabreicht werden. Der Wirkstoff Alprostadil wird dabei entweder von dem Patienten selbst in die Schwellkörper des Penis gespritzt oder auf einem Stäbchen in die Harnröhre eingeführt. Vakuumpumpe: Eine Vakuumpumpe wird auf den Penis gesetzt und dann per Knopfdruck ein Unterdruck erzeugt. Dadurch füllen sich die Schwellkörper mit Blut. Ein Ring um die Peniswurzel erhält die Erektion. Die Kos­ten übernehmen meist die Kassen. Implantate: In bestimmten Fällen können die Schwellkörper des Penis durch Implantate ersetzt werden. Bei der sogenannten ­Hydraulik-Prothese werden Zylinder in die Schwellkörper eingesetzt und mit einer Pumpeinheit verbunden. Manche Kassen erstatten einen Teil der hohen Kosten dieser Methode.