27.11.2013 Medikamente

Kampf gegen Fälscher

Apotheken, Pharmahersteller und Großhandel testen ein System zur Erkennung gefälschter Arzneien
Apotheken, Pharmahersteller und Großhandel testen ein System zur Erkennung gefälschter Arzneien Bildnachweis: Creatas/ RYF

Künftig werden Apothekenkunden wohl häufiger Arzneimittelpackungen in Händen halten, die „irgendwie anders“ aussehen: Zusätzlich zu dem üblichen Balkencode sind sie mit einem quadratischen Data-Matrix-Code gekennzeichnet, wie er etwa von Bahnfahrkarten bekannt ist. Dieser macht jede Packung zu einem Unikat, das der Apotheker mit einem Scanner auf Echtheit überprüfen kann. Damit sollen Patienten vor Fälschungen geschützt werden. Während rund 50 Prozent der im Internet vertriebenen Arzneimittel – so Schätzungen – gefälscht sind, ist der legale Vertriebsweg vom Hersteller über Großhändler und Apotheken zum Patienten in Deutschland sicher. Doch die Fälscher werden immer raffinierter. Mit dem neuen System soll verhindert werden, dass der legale Vertriebsweg unterminiert wird. Immerhin sind der Säureblocker Omeprazol und das Krebsmedikament Sutinib in diesem Jahr auch als gefälschte Arzneimittel in deutschen Apotheken entdeckt worden. Gemeinsam gegen Fälschungen Anlass der gemeinsamen Initiative von Herstellern, Großhandel und Apothekern ist eine 2011 verabschiedete EU-Richtlinie zum Schutz vor Arzneimittelfälschungen. Sie schreibt vor, dass fast alle verschreibungspflichtigen und auch einige rezeptfreie Medikamente ab 2017 zusätzliche Sicherheitsmerkmale tragen müssen, mit denen sie auf Echtheit geprüft werden können. Viele Hersteller haben bereits mit der Umstellung ihrer Packungen begonnen. Inzwischen sind etwa vier Millionen codierte Packungen in Umlauf, und ständig wächst ihre Zahl. An der im Januar begonnen Testphase beteiligen sich derzeit rund 350 Apotheken, die mittlerweile mehr als 30.000 Packungen geprüft haben. Das System hat sich als praxistauglich erwiesen, sagen Experten. Für die Patienten entstehen in der Apotheke keine zusätzlichen Wartezeiten. Die Prüfung der codierten Packungen lässt sich mit wenig Aufwand in die Arbeitsabläufe integrieren. Die Hersteller speichern alle vergebenen Codenummern in einer zentralen Datenbank. Der Apotheker fragt den Code ab, bevor der Patient ein Medikament von ihm erhält. Wurde die Seriennummer nicht vergeben oder schon bei einer anderen Packung registriert, zieht er das beanstandete Präparat aus dem Verkehr und geht dem Fälschungsverdacht nach. Apotheken- und Patientendaten bleiben bei der Abfrage anonym. Für Großhändler bietet das System zusätzlich die Möglichkeit, Packungen stichprobenartig zu überprüfen. Investition in sichere Arzneimittel Die Testphase zeigte Fehler im System auf. Meist handelte es sich um technische Probleme, die leicht zu beheben waren. Allerdings wünschen sich die Apotheken mehr codierte Packungen. Geplant ist nun ein fließender Übergang zum Regelbetrieb. Pharmafirmen und Apotheken können jederzeit einsteigen. Ziel ist der flächendeckende Aufbau bis 2017. Außerdem müssen Hersteller die Echtheit der Arzneien künftig mit einem besonderen Verschluss sicherstellen. Die zusätzlichen Merkmale kosten bis zu sechs Cent pro Packung. Auch die Apotheker müssen technisch aufrüsten.