19.06.2013 Durchfall

Fäkaltherapie gegen Clostridien

Clostridien verursachen hartnäckigen Durchfall. Ein Test zeigt: Die Behandlung mit dem Stuhl von Gesunden kann Patienten helfen
Clostridien verursachen hartnäckigen Durchfall. Ein Test zeigt: Die Behandlung mit dem Stuhl von Gesunden kann Patienten helfen Bildnachweis: Thinkstock/Polka Dot Images

Die Methode lässt einen erschaudern. Wer möchte sich schon die Ausscheidungen anderer in den Darm übertragen lassen? Doch für Patienten mit einer schweren pseudomembranösen Enterokolitis birgt die „Stuhltransplantation“ die letzte Chance auf Heilung. Bei dieser Krankheit verursacht der Erreger Clostridium difficile Darmentzündungen mit Bauchkrämpfen und Durchfall. Natürlich bekämpfen Ärzte die Bakterien auch mit Antibiotika. Doch jeder fünfte Patient erleidet danach einen Rückfall. Und gegen wiederkehrende Infektionen mit Clostridium difficile gibt es keine wirksame Therapie. Gerade ältere Menschen sterben oft an den Folgen einer pseudomembranösen Enterokolitis. Der starke Wasserverlust zehrt den Körper der Patienten aus. Zudem zerstören die bakteriellen Giftstoffe nach und nach die Darmschleimhaut. Hohe Erfolgsquote Behandlungsversuche mit den Fäkalien gesunder Spender sind nicht neu. Bereits 1958 erprobten Ärzte in Denver (USA) die Methode erstmals an Patienten. Seitdem berichteten Mediziner immer wieder über Erfolge damit. Bis Ende des vergangenen Jahres summierten sich rund 300 Fallberichte. Demnach liegt die Erfolgsquote der Fäkaltherapie bei mehr als 80 Prozent. Doch die geringen Fallzahlen zeigen: Bislang hat sich diese Heilmethode nicht durchgesetzt. Experten nennen drei Gründe für diese Zurückhaltung: Die Methode ist unappetitlich, aufwendig, und es fehlt der Wirksamkeitsnachweis durch kontrollierte Studien. Die Ergebnisse der ersten Vergleichsstudie überhaupt legte im Januar die Universität Amsterdam (Niederlande) im New England Journal of Medicine vor. Diese Studie untermauert die bisherigen Erfolge: So erhielten 16 Freiwillige zunächst eine Darmspülung und dann über eine Nasensonde verdünnten Spenderstuhl in den Zwölffingerdarm. Diese Prozedur befreite 15 Patienten von ihren Beschwerden, darunter zwei erst nach einer erneuten Fäkalgabe von einem weiteren Spender. Die Ergebnisse in den beiden Vergleichsgruppen hingegen waren deutlich schlechter: So half das Antibiotikum Vancomycin nur drei von 13 Patienten. Von einer zusätzlichen Darmspülung profitierten vier von weiteren 13 Patienten. Heilversuche in Deutschland Kann sich diese Methode durchsetzen? Experten glauben daran, da die Ergebnisse so gut seien. Allerdings darf eine Fäkaltherapie nur als individueller Heilversuch erfolgen – dem letzten Mittel, wenn alle anerkannten Therapien nicht geholfen haben. Für eine klinische Prüfung hingegen bedarf es einer behördlichen Genehmigung. Die Fäkaltherapie ist regulatorisches Neuland. Bekäme das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Anfrage, so müssten die Zuständigen diese juristisch prüfen lassen und sich intensiv beraten. Denn es gibt zwar Regeln für Arzneimitteltests, Transplantationen und Bluttransfusionen. Doch bislang ist ungeklärt, wie das Übertragen von Fäkalien zu bewerten ist.