29.02.2012

Allergie: Milben, winzige Quälgeister

Der Kot von Milben macht Hausstaub für viele Menschen zu einer Allergiequelle. So schützen Sie sich
Der Kot von Milben macht Hausstaub für viele Menschen zu einer Allergiequelle. So schützen Sie sich Bildnachweis: Thinkstock/iStockphoto

Ob sich so eine Milbe wie im Schlaraffenland fühlt? Hausstaubmilben ernähren sich von Hautschuppen. Und die finden sie reichlich, wo Menschen viel Zeit verbringen: in der Wohnung, und dort vor allem im Bett. Bis zu zwei Gramm Hautschuppen verliert ein Mensch am Tag. Für die winzigen, etwa einen viertel Millimeter großen Spinnentiere ein üppiges Angebot, das sie in ihrem wenige Monate dauernden Leben bestens ernährt. Hausstaub setzt sich aus einem Gemisch ganz verschiedener Partikel zusammen: Fasern, Pflanzenteile, Haare, Schuppen – und eben auch Milben und ihre Hinterlassenschaft. Mehrere Tausend von ihnen leben in jedem Gramm Hausstaub. In Europa gehören sie vor allem der Art Dermatophagoides pteronyssinus an. Die meisten Menschen ahnen nicht, dass sie ihr Heim mit Millionen gefräßiger Winzlinge teilen. Doch manchen bereitet deren Anwesenheit massive Beschwerden – sie reagieren auf den Milbenkot allergisch. Die Nase läuft, die Augen tränen, jucken und sind gerötet. Viele Betroffene erkranken an Asthma mit Husten und Atemnot. Nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) leiden in Deutschland rund zehn Prozent der Bevölkerung unter einer Hausstaub-Allergie. Anders als für Heuschnupfen-Geplagte ist für sie das ganze Jahr über Saison. Die Symptome treten typischerweise nachts und morgens beim Aufstehen auf. Mehr Probleme im Winter Oft verstärken sich die Probleme während der Herbst- und Wintermonate. Milben fühlen sich bei einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit am wohlsten. Obwohl zu Beginn der Heizperiode mit sinkender Luftfeuchtigkeit ein Großteil der Tiere stirbt, treten jetzt heftigere Beschwerden auf. Milbenkörper und Kot zerfallen, und die Allergene werden vermehrt freigesetzt. Bei einer Allergie hält das Immunsystem eigentlich harmlose Substanzen für gefährlich und setzt bei Kontakt mit dem vermeintlichen Übeltäter eine Abwehrreaktion in Gang, indem es vermehrt Histamin und andere Botenstoffe ausschüttet. Weil auch andere Allergien, etwa gegen Schimmelpilze, ähnliche Beschwerden hervorrufen können, wird der Facharzt durch verschiedene Tests die Allergene genau bestimmen. Die wichtigste Therapie-Maßnahme ist es, die Milbenlast möglichst gering zu halten. Meist helfen den Betroffenen Antihistaminika, welche die Wirkung des Histamins reduzieren. Eventuell wird der Arzt auch ein Kortison-Nasenspray verordnen. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die spezifische Immuntherapie.Der Patient bekommt über mehrere Jahre hinweg das Allergen in einer winzigen Menge verabreicht, damit sich das Immunsystem daran gewöhnt. Hausstaub-Allergiker haben nach einer erfolgreichen Immuntherapie weniger Beschwerden und brauchen weniger Medikamente. Auch ihr Asthmarisiko ist geringer. Spezielle Hüllen, sogenannte Encasings, schützen Matratzen allergendicht. Neue Matratzen vor dem ersten Benutzen damit beziehen. Wenn mehrere Personen in einem Raum schlafen, brauchen alle Matratzen Encasings. Oberbetten und Kopfkissen mindestens alle drei Monate bei 60 Grad waschen oder mit allergendichten Zwischenbezügen versehen. Auf "Staubfänger" verzichten. Vor allem im Schlafzimmer sollte möglichst wenig offen herumstehen. Üppige Gardinen, viele Kissen und Bücherregale lassen sich auch mit sorgfältigem Putzen nicht staubfrei halten. So können Sie die Belastung mindern: Vorhänge regelmäßig waschen. Versteckte Staubnester, zum Beispiel auf oder unter Schränken, regelmäßig mit einem feuchten Lappen beseitigen. Für Kinder waschbare Kuscheltiere kaufen. Ob Teppiche oder glatte Böden günstiger sind, lässt sich nicht eindeutig sagen. Glatte Böden sind nur dann von Vorteil, wenn sie mindestens jeden zweiten Tag feucht gewischt werden. Wer sich für Teppichböden entscheidet, sollte kurzflorige wählen. Staubsauger mit speziellen Feinstaubfiltern benutzen. Diese halten die eingesaugten Mikropartikel zurück und verhindern, dass sie wieder in die Luft gewirbelt werden. Etwa einmal im Jahr Filter wechseln. Überlassen Sie Arbeiten, bei denen Staub aufgewirbelt wird, nach Möglichkeit Personen, die keine Probleme mit Hausstaub haben. Im Winter mehrmals täglich lüften. Das hält die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung niedrig.